Smart-Poles – auch innogy SE macht aus klassischen Laternen smarte Ladesäulen.
Gestern waren wir auf dem innogy-Zukunftsforum KMU am Gatter 3 in Holzwickede. Ein spannender Tag mit vielen Eindrücken, sehr guten Gesprächen und vielen interessanten Themen aus der emobility Welt. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von innogy SE und der Zenit GmbH.
Die vierstündige Veranstaltung bestand aus:
- Impulsvorträgen
- Workshops
- einer Werksführung sowie
- dem klassischen get-together
Aus den Themenfeldern „Herausforderungen bei Energie, Mobilität und Digitalisierung“ wollen wir heute eines herauspicken – Smart-Poles – Das Laden von Elektrofahrzeugen an Straßenlaternen.
Hm, fragt sich der ein oder andere jetzt -das habe ich doch schon mal gehört.
Richtig die Firma ubitricity ist (wahrscheinlich) der Pionier auf diesem Feld und verfolgt diesen Ansatz bereits seit ein paar Jahren. Aber so richtig durchsetzen konnte sich da Thema (aus unserer subjektiven Sicht) bisher nicht.
Die Idee – smart
Die Idee hinter dem Laden an der Laterne ist im Prinzip clever. Um die Elektromobilität in die Masse zu heben, müssten vor allem auch die Nicht-Hausbesitzer bzw. jener Personenkreis, der über keinen separaten Stellplatz verfügt, erreicht werden. Also die Zielgruppe, die in Mehrfamilienhäusern oder in der Innenstadt lebt. Da die Ladevorgänge bei Elektroautos meist zu Hause stattfinden und Laternen in der Regel in der Nähe vorhanden sind, wäre eine Umrüstung zur „Ladesäule“ ein interessanter Ansatz. Auch die aktuellen Gesetzesentwürfe (siehe dazu anderen Blog Beitrag), spielen dem Ansatz in die Karten.
Der Teufel steckt im Detail
Die technische Umrüstung ist kein Problem, dass hat ubitricity früh erkannt und in mehreren Städten erfolgreich umgesetzt. Auch innogy hat dafür eine solide Lösung entwickelt und mit der Stadt Bochum wohl einen ersten Feldversuch gestartet.
Jetzt wird es aber kompliziert:
- Steht die Laterne nicht am Straßenrand, blockiert das Ladekabel den Gehweg
- In Innenstädten wird der öffentlicher Parkraum i.d.R. zunehmend reduziert oder mit Parkgebühren versehen
- Die Leistungsfähigkeit ist i.d.R auf 3,7 kW begrenzt – da kann ein Ladevorgang (in Abhängigkeit der Batteriekapazität des Autos) schon mal 8 und 14 Stunden betragen
- I.d.R. fließt kein Strom bei ausgeschalteter Laterne
- etc.
Abrechnung – wie funktioniert das
Bei der von ubritricity angebotenen Lösung, ist der Stromzähler inkl. SIM-Karte in dem separat zu erwerbenden Kabel (SmartCable) miteingebaut. Dazu wählt man dann noch seinen passenden Stromtarif und kann absofort an allen SimpleSockets (die ubitricity-Ladepunkte) eichgerecht und kWh-genau laden. Also ein geschlossenes System, welches mich an ubitricity bindet – sofern wir das richtig verstanden haben.
Bei innogy bietet man hingegen ein geschlossenes sowie offenen System an. In dem geschlossenen System registriert man sich in der innogy smart-pole Welt und ist freigeschaltet. Live sehen konnten wir aber auch das offene System. Dort nutzt man den QR-Code an der Laterne und lässt sich freischalten. Angeblich lassen sich dann alle gängigen Abrechnungssysteme nutzen.
Funktionen – Was kann die smarte Laterne?
Bei ubitricity wird aus der vormals Licht spendenden Laterne durch Umrüstung ein Ladepunkt. Innogy geht mit den smart-poles etwas weiter und bietet eine Multifunktionsleuchte an. Der Käufer/Betreiber kann zwischen folgenden Modulen wählen:
- Ladepunkt – Auflademöglichkeit für ein Elektroauto (bis 22kW bei Installation einer neuen Laterne)
- Smart Parking – Intelligente Parkplatzsuche & Reservierung
- Umwelt – Messung/Überwachung der Luftqualität
- WiFi – 5G WLAN Access-Point
- Display – Bildschirm zum Ausspielen von Bürgerinformationen & Werbung
- Tracking – Messung von Bewegungsströmen
- Security – Notrufknöpfe & Kameras
Mit diesem modularen Angebot steigt jetzt der Nutzen der Laterne um ein x-faches, wenn man so will. Jetzt können bei der Investitionsentscheidung zusätzliche Aspekte berücksichtigt werden, die über einen reinen Ladepunkt hinausgehen. Das hat u.E. den Vorteil, dass nun mehrere Nutzen dem einzusetzenden Betrag gegenübergestellt werden und sich u.U. schnell eine Neuinstallation der Laterne lohnt. Damit würde auch gleichzeitig die Ladebegrenzung alter Laternen gelöst werden und die Welt für ganz neue Geschäftsmodelle seitens der Betreiber geöffnet.
Viele Konjunktive – aber wir denken eine interessante Lösung für Stadtwerke & Kommunen. Wir werden das weiter beobachten.
Weiterführende Quellen:
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